Sklave der Sklaven

Shownotes

Was, wenn eine solche Eintragung in der Personalakte steht.: „Talent: mittelmäßig; Urteilsfähigkeit: mittelmäßig; Klugheit: wenig; Lebenserfahrung: mittelmäßig; Charakter: melancholisch, ernst; spirituelle Gabe: bestmöglich.“ Das liest man in einem Aktenvermerk am Sitz des Jesuitenordens in Rom über den Charakter eines Ordensmitglieds. Niedergeschrieben im 17. Jahrhundert. Keine wertschätzende Bewertung, eher der Hinweis, dass man den Mitbruder nur für wenig talentiert hält. In keinem Zeugnis könnten heute solche Aussagen stehen, ohne dass es mit Recht zu juristischen Auseinandersetzungen führen würde. Auch würde niemand mehr wagen, eine Personalakte mit solchen Anmerkungen anzureichern. Die Worte wirken wie eine Verletzung der Persönlichkeitsrechte und ein Verstoß gegen die Würde. Vor dreihundert Jahren war man da hingegen wenig zimperlich und stattdessen schonungslos in der Bewertung, auch in kirchlichen Kreisen. Im Ergebnis schien die beschriebene Person für den normalen Einsatz im Orden ungeeignet. Eine Verwendung in Hochschule oder Schule, in Gemeinde oder Volkmission. also in den großen Tätigkeitsschwerpunkten der Jesuiten kam nicht in Frage. Deshalb findet die Akte zu folgendem Resultat: Apostolisches Talent: für die Predigt und die Arbeit unter den Sklaven.

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