Sibirische Nächte

Shownotes

Die unvergesslichsten und einprägsamsten Nächte habe ich in Sibirien verbracht. Das Schlafen in eisiger Kälte. Nun werden sie annehmen, das sei die Erfahrung einer Urlaubsreise oder vielleicht verbunden mit einem Projektbesuch für ein Hilfswerk gewesen. Weder das eine noch das andere ist der Fall. Ich spreche nicht von einer Nacht in einer fernen Region Russlands, sondern hier bei uns in Deutschland und zwar in Niedersachsen. Dort befand sich das Haus meiner Großeltern und in diesem Wohnhaus mit einer großen Anzahl an Zimmern befand sich eines, das den Namen Sibirien trug. Jeder der zu Winterzeiten in diesem Zimmer übernachtete, wusste sehr schnell, warum es diesen speziellen wie bezeichnenden Namen trug. Bewusst wurde es einem schon, wenn man die Kleider ablegte. In diesem ungeheizten Zimmer mit Nordlage war es so erbärmlich kalt, dass man sich eilte, sofort unter die Bettdecke zu kommen, um gefühlt nicht auf dem Weg zu erfrieren. Die wenige Minuten des Aus- und Anziehens führten bereits zum Frösteln und Zähneklappern. Nun man sprang in das Bett und verschwand damit unter einem sich riesig auftürmenden Federbett. Aus Kinderperspektive war dieses Plumeau überdimensioniert und kaum, dass man unter ihm lag, empfand man, dass es unerwartet schwer auf einem zu liegen kam. Es umformte den Körper und schloß jede Verbindung zum Raum luftdicht ab. Man lag zunächst wie eine Flunder regungslos darunter, nur der Kopf schaute aus dem Federberg heraus. Es dauerte nur kurz und die Kälte wich und eine wohlige Wärme kam auf. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich ein solches Gefühl von Gewärmtsein und wie in einem Nest liegen, an anderer Stelle je wieder erlebt hätte. Das fröstelnde Hüpfen vom Stuhl zum Bett wurde sehr belohnt.

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