Im Kleinen das Große erkennen

Shownotes

Es gibt Texte der Heiligen Schrift, die man mit besonderen Ereignissen und Erfragungen in Verbindung bringt. So geht es mir, wenn ich das Gleichnis vom Senfkorn höre, wie es uns heute vom Evangelisten Markus im Sonntagsevangelium übermittelt wird. Unweigerlich muss ich mich an eine Freundin erinnern, mit der ich mich sehr verbunden gefühlt habe und die zwischenzeitig bereits verstorben ist. Sie suchte mich damals im Priesterseminar auf. Ich nahm an, es sei ein ganz normaler Besuch und hatte mich auf eine heitere Begegnung eingestellt. Für gewöhnlich gab es mit ihr zusammen immer viel zu lachen. Nun, kaum dass sie das Zimmer betreten hatte, legte sie mit einer etwas kantigen Bewegung ein Stück Paper auf den Tisch. Sie war nicht der Mensch, der um Dinge herumreden konnte. Sie kam immer direkt zum Punkt. Es machte keinen Sinn, sie davon abzuhalten oder etwas zur Seite zu schieben, was wichtig war. Das hatte immer Vorrang. Im Übrigen galt das nicht nur für sie selbst und ihre Themen. Sie war genauso aufmerksam und konsequent, wenn es um etwas gehen sollte, dass ihr Gegenüber berührte. Das Stück Papier, das auf dem Tisch lag, musste also Bedeutung und Gewicht haben. Entsprechend nahm ich es in die Hand. Es zeigte sich ein schwarz-weiß Bild in zugegebenermaßen schlechter Qualität. Es war mir ihrem Namen und einem Datum versehen. Auch wenn ich ein ähnliches Bild noch nicht in meinen Händen hatte, so war mir sofort klar, dass es sich um ein Ultraschallbild handeln musste. Ja, genau, es war das Bild eines ungeborenen Kindes, ihres Kindes. Ich sah in ihren Augen eine große Freude und Begeisterung. Sie konnte es kaum erwarten, mir die Details des Bildes zu erläutern. Ich muss einräumen, dass ich nicht von dem erkannt habe, was sie mir beschrieb. Mich faszinierte aber diese überschwängliche Begeisterung und Identifikation.

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