Von menschlichen Beziehungen
Shownotes
Von der großen Philosophin und Theologin, Edith Stein, ist ein Satz überliefert, den man ihr vielleicht nicht zurechnen würde: Schiffe stranden an Felsen, menschliche Beziehungen oft schon an Kieselsteinen. Die gebürtige Jüdin lebte in der düsteren Epoche der nationalsozialistischen Diktatur. Zunächst nimmt sie Abstand von der Glaubenswelt ihres Elternhauses, um dann später über die Auseinandersetzung mit der Philosophie, besonders der Phänomenologie, den Weg zum Katholizismus zu finden. Sie gilt als eine der ersten weiblichen Dozentinnen für Philosophie an der Universität und zählt zu den prominenten Vertreterinnen der frühen Frauenbewegung. Das alles hindert Edith Stein nicht daran, in den vermutlich strengsten Frauenorden, den Carmel einzutreten, um dort in der Abgeschiedenheit hinter Klostermauern ihre wissenschaftlichen Forschungen weiter zu betreiben. Um sich vor den Nachstellungen des Nationalsozialismus zu schützen, wechselt sie in einen Karmel nach Holland. Dort wird sie dennoch aufgegriffen und nach Auschwitz deportiert, wo sie in den Gaskammern des Konzentrationslagers umgebracht wird. Ihr philosophisches und theologisches Werk gehört zu den herausragendsten Arbeiten der Moderne. Papst Johannes Paul II. spricht sie heilig und erhebt sie zur Kirchenlehrerin. Wie aber nun, möche man fragen, kommt eine Ordensfrau zu einem Satz wie diesem: Schiffe stranden an Felsen, menschliche Beziehungen oft schon an Kieselsteinen.
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