Bescheidenheit, Reduktion und Kontemplation
Shownotes
Man steht – ob in Frankreich, Spanien oder Deutschland – staunend vor den imposanten Architekturen, die die Zisterzienser im 12. Jahrhundert errichtet und als Klosteranlagen genutzt haben. Sie beeindrucken nicht durch Monumentalität, obwohl sie oft große Gebäudekomplexe umfassen. Im Mittelalter war es keine Seltenheit, dass in den Abteien mehr als 500 Ordensmitglieder gleichzeitig wohnten. Dennoch strahlen die Klöster der weißen Mönche, wie die Zisterzienser wegen ihres weißen Habits im Volksmund auch genannt wurden, eine besondere Schlichtheit und Ästhetik aus. Die Bauweise wirkt klar und reduziert, was einem strengen Leben nach den Ordensregeln des Heiligen Benedikts entgegenkommt und bis heute auf Besucher dieser Klosteranlagen, von denen viele nach der französischen Revolution und der Säkularisation aufgehoben wurden, kontemplativ und mystisch wirkt. Man steht in diesen alten Gemäuern und spürt vielfach, wie das Alltägliche und die allzu starke Konzentration auf das sonst so wichtige in den Hintergrund treten und sich die Seele zu Wort meldet und – von den Linienführungen und der Ausstrahlung allein der Architektur und dem Geist, den sie atmet – den Weg hin zum Höheren, zum Göttlichen nimmt. Die zisterziensischen Bauten erscheinen durchweg als Seelenorte, in denen Ruhe vermittelt, Klarheit ermöglicht und die Beziehung zu Gott leicht hergestellt werden kann. Man muss nicht religiös veranlagt oder vorgeprägt sein, um das zu spüren.
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